Wenn man weit im Norden Finnlands, in Finnisch Lappland, einen der sanften Berge erklimmt und der Blick über eine sich bis an den Horizont erstreckende, von Wäldern und Seen bedeckte und fast menschenleere Landschaft schweift, spürt man den Zauber Lapplands ganz besonders. Dies ist die Heimat des einzigen Naturvolks Europas – den Samen.
Wesentlicher Teil des samischen Siedlungsgebietes, das sich von der norwegischen Küste über Nordschweden und Finnland bis auf die nordrussische Kola-Halbinsel bei Murmansk erstreckt, ist Lappland. Früher nannte man aus diesem Grund die Ureinwohner auch Lappen, was heute politisch nicht mehr korrekt ist. Die Samen selbst nennen ihr Land Sápmi.
Wer als Tourist durch Finnisch Lappland reist, begegnet Samen in ihrer alltäglichen Umwelt. Sie als solche zu erkennen, ist aber nicht immer einfach. Ihre genetische Abstammung ist umstritten; ihre regional stark divergierende Sprache deutet auf eine Abspaltung von der protofinnischen Sprache hin und wird nur noch von wenigen beherrscht.

Ein edles Naturvolk in Europas letzter Wildnis
In romantischen Vorstellungen kennen wir die Samen als ein von Rentieren begleitetes edles Naturvolk in letzter Wildnis im hohen Norden Europas. Danach leben sie, gekleidet in ihrer farbenfrohen Volkstracht, der Kofta, in Zelten oder sogenannten Torf- bzw. Holzkoten. Sie leben mit uralten mythologischen Sagen und mit der damit verbundenen Überzeugung, dass alles auf der Welt eine Seele besitzt, und denken dabei an Schamanismus und die Verschmelzung von Religion, Natur und Magie.
Eine ihrer Legenden besagt, dass ein Fuchs die Nordlichter am arktischen Winterhimmel erzeugt. Bei seinem nächtlichen Lauf über die „Fjelle“, die nordischen Berge, wirbelt er mit seinem Schweif den Schnee hoch und versprüht dabei Funken, die dann als Polarlichter am Firmament zu sehen sind.

Nur noch 15 Prozent der Samen sind Rentierzüchter
Von den romantischen Vorstellungen sollte man sich teilweise verabschieden. Nur noch etwa 15 Prozent der Samen verdienen sich ihren Lebensunterhalt mit der Rentierzucht. Traditionelles Leben und Moderne liegen dabei eng beieinander. Während bis vor 50 Jahren die Rentierzucht mit sogenannten Rentierhunden und Skiern als einzigen Hilfsmitteln betrieben wurde, bedient man sich heute modernen Transportmitteln wie Schneescooter oder Hubschrauber und kommuniziert in den oft menschenleeren Gebieten per Satellitentelefon. Die meisten üben Berufe wie in unseren Breiten aus. Vielerorts ist der Tourismus mittlerweile Haupterwerbsquelle.



„I am proud to be a sápmelas“
Der Slogan „I am proud to be a sápmelas“ ist nur ein Beispiel des gewachsenen Selbstbewusstseins und immer mehr junge Samen besinnen sich ihrer Wurzeln. Auf den traditionellen Märkten wie dem bekannten Wintermarkt in Jokkmokk in Schweden kommen Samen aus allen Regionen Fennoskandinaviens zusammen. Dort kann man sie dann in ihren farbenprächtigen Trachten hautnah erleben und dem Joik, ihrem traditionellen Gesangsstil, lauschen, der uns an eine Mischung aus Jodeln und indianischen Gesängen erinnert.
Anerkennung durch die Vereinten Nationen
Vor 100 Jahren gab es die ersten zaghaften Bestrebungen, sich als Kulturvolk zu behaupten und spätestens seit ihrer Anerkennung durch die Vereinten Nationen werden sie auch international wahrgenommen. Ihr gesetzlich gewährter Status hilft ihnen, sich erfolgreich gegen die erzwungene Anpassung zu wehren und Tradition und Sprache zu bewahren und neu zu beleben.
Einrichtungen wie das Siida-Museum (Nationalmuseum der Samen in Finnisch Lappland) oder das „Sami Cultural Centre Sajos“ (Sitz des finnisch-samischen Parlaments und der Verwaltung) in der Kleinstadt Inari dienen dem Erhalt der samischen Kultur und Sprache.

Zum Indian Summer nach Finnisch Lappland
Im September beginnt in Finnland der Indian Summer – die Ruska-Zeit. Doch worin genau besteht die Faszination, wenn sich der Fjell durch die Laubfärbung in leuchtendem Rot präsentiert?
Auf unserer Naturwanderreise durch das frühherbstliche Finnisch Lappland kommen wir der Antwort auf diese Frage ein ganzes Stück näher. Reiseleiter Thomas Mahrt nimmt auf seiner Jubiläumsreise Gäste mit auf eine große Nationalparkrunde zum Indian Summer in Finnisch-Lappland.
Unterwegs erfahren wir Spannendes über die bewegende Geschichte der Samen und genießen die Weite und die wilde Schönheit Sápmis, des Landes nördlich des Polarkreises in Fennoskandinavien.
Reisetermin: 08.09.2018 – 15.09.2018
Reisepreis: ab 1.350,- €
Weitere Informationen und Buchung unter www.highlaender.de/HFL



Wer hat das geschrieben?
Die Leidenschaft für das Wandern entdeckte der gebürtige Schleswig-Holsteiner vor vielen Jahren in den Alpen zwischen Oberstdorf und Meran und sie hat ihn seitdem nicht mehr losgelassen. Weite Landschaften, das Gefühl für die Abwesenheit von Zivilisation aber auch der Kontakt zu Einheimischen mit ihren für Mitteleuropäer oft verschobenen Prioritäten faszinieren und inspirieren ihn immer wieder aufs Neue.