Manchmal muss man einfach mal raus. Raus aus dem Büro, raus aus den vier Wänden und in meinem Fall mittenrein ins Grüne. Dorthin, wo sich Fuchs und Igel „Gute Nacht“ sagen, d.h. für jemanden der in Bonn wohnt und in Köln arbeitet: Eifel!

Es gibt sicherlich trockenere Berufe oder anstrengendere als die bei einem Reiseveranstalter, aber 40 Stunden Büro sind 5 Tage Schreibtisch, wenig Bewegung und je nachdem, was so anfällt auch mal viel und vor allem viel parallel arbeiten. Das schlaucht manchmal ganz schön, gerade jetzt in der Sommersaison, wo unter anderem Buchungen einlaufen, Zimmerlisten verschickt werden, der Katalog und neue Touren erarbeitet werden, Reiseleiter für die kommende Saison vorstellig werden und wo die kleinen unplanbaren Dinge einem den geplanten Tag durcheinanderwirbeln. Da reicht Wohnung putzen am Wochenende als Ausgleich einfach nicht aus.

Da unsere eigenen Reiseziele, also Irland und Skandinavien zwar nicht soooo weit weg sind, aber dann doch nicht mal innerhalb einer Stunde zu erreichen sind, hier mein Tipp vom letzten Wochenende für alle Kölner oder Bonner, die das Wandern lieben, nur das Wochenende Zeit haben und einfach mal ihre Ruhe haben wollen.

Zelten in der Eifel – mit Erlaubnis

Während in Skandinavien das Jedermannsrecht gilt, ist wild Zelten in Deutschland ja so eine Sache für sich und im Grunde genommen nirgendwo so richtig erlaubt. Seit wenigen Wochen kann man in der Eifel jedoch ein kleines Gefühl von Freiheit und Wildnis genießen und die Nacht unterm Sternenhimmel verbringen. Möglich macht es der Naturpark Nordeifel e.V. in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern. Auf www.trekking-eifel.de kann man eine von momentan vier Zeltstellen anmieten, welche jeweils aus einer hölzernen Plattform mit Essecke sowie einer Komposttoilette bestehen. Luxuszelten! Die Regeln sind ganz einfach: offenes Feuer ist nicht erlaubt, Wasser muss man mitbringen und seinen Müll wieder mitnehmen.

Für meinen ersten Ausflug habe ich mich für den Platz „Nordstern“ entschieden. Vom Parkplatz bzw. der Bushaltestelle sind es mit Fotos machen und rumtrödeln gerade mal gute 20 Minuten bis zum Ziel. Die Beschreibung, die man nach der Buchung bekommt, ist vollkommen ausreichend, der Platz um die Plattform war frisch gemäht und das Büro in null Komma nix so fern, wie man es sich nur vorstellen kann.

Kulturausflug am Abend – Burg Vogelsang

Ohne Fernseher erlebt man mehr. Das erste Spiel der diesjährigen Fußball-EM haben meine Begleitung und ich zwar verpasst, dafür jedoch noch eine kleine Runde durch die deutsche Geschichte gedreht. Auf der ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang, die nur wenige Minuten entfernt vom Lagerplatz liegt und wo man sich heute zu Ranger-Führungen des Nationalparks trifft, wurde früher versucht, die Nazi-Elite auszubilden. Drei dieser Ordensburgen wurden zwischen 1934 und 1936 errichtet und die Ausbildung der Schüler, den „Junkern“, wird an allen Orten ähnlich gewesen sein. Viel Sport, Mutproben und ideologische Schulung.

Groß ist die Anlage, thronend über der Eifel und sie soll, nachdem es in der Vergangenheit unter anderem als Truppenübungsplatz für die Belgier herhalten musste, demnächst neu eröffnet als Begegnungsstätte sowie Tagungs- und Kulturzentrum genutzt werden. Nähere Infos dazu finden sich auf der Seite von www.vogelsang-ip.de.

20 Kilometer waren das bestimmt – oder ein langer Weg zum Frühstückskaffee

Erste Erkenntnis des Tages – Vögel brauchen wenig Schlaf und haben viel zu bereden. Bis spät in die Nacht haben sie geträllert und morgens ging es auch recht früh wieder los. Aber wir haben dennoch gut geschlafen. Abgesehen von den Vögeln nämlich war es vollkommen ruhig. Die nicht weit entfernte Straße hört man überhaupt nicht und viele Wanderer oder Mountainbiker sind auch nicht vorbei gekommen.

Nach einem kargen Frühstück aus Rosinenbrot und Wasser (mein Gaskocher ist leider defekt) war unser heutiges Ziel „Kaffee“. Unser Weg führte jedoch nicht direkt zum nächsten Café, sondern via Wollseifen (ehemaliges Dorf und später Truppenübungsplatz) und der Urftsee-Staumauer (schöne Aussicht, aber Fahrradfahrer müssen vor allem in entgegengesetzter Richtung ordentlich schieben, weil steil) auf dem „Wildnistrail“ (Wegemarkierung ist ein Katzenkopf) nach 11,5 Kilometern nach Einruhr und dort direkt auf die Sonnenterrasse gegenüber vom Anleger. Gestärkt von Kaffee, Kuchen und deftigen Pfannkuchen ging es von Einruhr mit kurzem Zwischenstopp an der Heilstein-Quelle wieder über die Dreiborner Hochfläche und Wollseifen zurück zum Ausgangspunkt (insgesamt ca. 17,5 km).

Schnelle Auszeit um die Ecke

Auch, wenn ich es schön fand, die nächste Nacht wieder im richtigen Bett schlafen zu können, so ein Schlafsack schränkt die Bewegungsfreiheit ja doch ein wenig ein, die nächste Eifelnacht mit Wanderung ist bereits gebucht. Die einzelnen Plattformen können auch für längere Trecks kombiniert werden oder man bleibt zwei Nächte an einer Stelle und lässt einfach mal fünfe grade sein.

Infos, Kosten und Buchung

Infos zum Eifel-Trekking und Buchungsmöglichkeit unter: www.trekking-eifel.de

Kosten:10,00 € pro Nacht/Zelt (max. zwei Zelte pro Plattform)