Einen runden, warmen, spannenden Roman voller Leben, den man nicht mehr aus der Hand legen kann, wenn man einmal in den Sog gerät, hat Hiltrud Baier mit ihrem Roman „Helle Tage helle Nächte“ geschrieben. Über 350 spannende Seiten rollt sich vor uns eine deutsch-lappländische Familiengeschichte auf, deren Ende man bis zum Schluss nicht ahnt.

Die Wahrheit liegt im Norden

Familiengeheimnisse haben über Jahrzehnte falsche Tatsachen in dieser deutsch-schwedischen Familie vorgespielt und dann wird alles langsam entdeckt.

Eine krebskranke Großmutter ist die Hauptfigur der Geschichte, ebenso zentral ihre Enkelin und Ziehtochter Friederike, die sich auf die lange Reise ins weit entfernte Lappland zu den Samen begibt. Eine sehr berührende gefühlvolle Erzählung, nicht nur für Skandinavien- und Lappland-Fans, die sich für die samische Kultur interessieren. Großmutter und Enkelin wechseln perspektivisch immer die Erzählstränge ab und so bleibt der Leser stets in voller Erwartung und auf einem hohen Spannungsbogen. Wunderschöne Naturbeschreibungen aus der Welt der Samen betten das Geschehen ein. Als schöne Synergie erfahren wir viel Wissenswertes und Interessantes über das Leben dieses letzten indigenen Volkes im Norden Europas.

Sehr ergreifend und wunderbar beschrieben sind Szenen wie die, wo Friederike mit dem Sohn des alten Samen über die Landschaft des Sarek Nationalparks fliegt. Wir spüren beim Lesen fast körperlich die Frische und Weite dieser Natur. Und wieder – wie in vielen Biographien unserer Großeltern – steckt wieder eine tragische Geschichte aus dem 2. Weltkrieg, vom Kriegsschauplatz Kirkenes, hinter dem ganzen menschlichen Drama voller Lügen, das sich über 3 Generationen aufgebaut hat.

Briefe aus vergangenen Zeiten, zum Glück gut verwahrt und viele Jahre später wieder geöffnet und gelesen, lassen uns an der Wahrheitsfindung einer Familie teilhaben.

Der Roman ist so eindringlich geschrieben, dass es nicht verwundert zu erfahren, dass die Autorin Hiltrud Baier selber mit ihrer Familie im hohen Norden in Jokkmokk lebt. Solche wunderbaren Landschaftsbilder denkt man sich nicht aus. Ein Genuss zu lesen, nicht nur für Schweden- Liebhaber.

Nachlese: Hiltrud Baier – Helle Tage, helle Nächte

Helle Tage, helle Nächte von Hiltrud Baier

Hiltrud Baier – Helle Tage, helle Nächte
Gebundenes Buch: 352 Seiten
Verlag: FISCHER Krüger (25. Juli 2018)
ISBN-13: 978-3810530387
Preis: 20,00 €

Wer hat das geschrieben? – Uljana Brunzema

Uljana Brunzema

Uljana hat Romanistik, Germanistik und Literaturwissenschaft studiert und zunächst viel im Jugend- und Kulturaustausch gearbeitet. Seit 20 Jahren arbeitet sie nun schon als Kultur- und Wanderreiseleiterin, war viel in Südeuropa und Afrika unterwegs. Seit einigen Jahren hat sie ihr Herz für die skandinavischen Länder entdeckt, ist selber fasziniert von der großen Weite und Klarheit der nordischen Ländern und spielt gerne auf ihrer Geige schwedische Tanzmusik.