Kreuzfahrt? Och nö, aber Hurtigruten, gerne! Was hat es auf sich, dass vor allem wir Deutschen gerne mal eine Reise mit dem norwegischen Postschiff unternehmen wollen? Liegt es an den Schiffen, an Norwegen oder einfach nur an einer verdammt guten Marketingkampagne? Ich war vor ein paar Jahren auf einem der Schiffe unterwegs von Bergen nach Kirkenes und zurück.

Als ich mit Ende zwanzig, Anfang dreißig die 12-tägige Tour gebucht habe, musste ich viel Spott aus dem Freundeskreis einstecken. Ich wäre doch viel zu jung für so eine „Rentnertour“ und dann noch im Winter, da ist es „da oben“ doch dunkel, da sieht man ja nicht mal was. Könnte ich Ski fahren und wäre ich nicht Single gewesen, ich hätte das Super-Schnäppchen-Angebot der Hurtigruten damals wohl zugegebener Maßen auch ignoriert und wäre mit meinen Leuten in den Skiurlaub oder mit meinem Liebsten in einen romantischen Urlaub nach Paris oder so gefahren. So kam aber mein Trotzkopf durch. Mir doch egal, was alle sagen, jetzt erst Recht. Schau ich mir halt an, wie evtl. mein Rentnerdasein aussehen könnte.

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Meine Hurtigruten-Vorweihnachtstour Anfang Dezember

Das Schiff:
Die Polarlys, das „Polarlicht“. Der Name ist vielversprechend.
Max. mögliche Belegung: ca. 500 Passagiere, gebucht 100; also quasi leer.

Alter der Passagiere:
gemischt, sehr. Art der Passagiere ebenso.

Die Verpflegung:
topp!
Bei Frühstück und Mittag quillt das Buffet über. Wenn Norweger an Bord eine Feier haben, dann gibt es neben dem „Normalen“ extra viel Kulinarisches aus dem Meer und irgendwas, was nach gammeligen Hammelfüßen aussieht. Naja. Beim mehrgängigen und sehr leckeren Dinner teile ich mir den Tisch mit einer ehemaligen Opernsängerin aus Asien und ihrem amerikanischen Künstler-Ehemann. Die Gespräche finde ich sehr anregend, auch wenn ich mich heute an keine einziges Thema mehr erinnere.
Die Becher der zugebuchten Kaffee/Tee-Flatrate sind stets gut gefüllt, bei manch einem allerdings eher mit Alkohol, der an Land besorgt wurde. Alkohol gibt es zwar auch an Bord, aber die Preise ist nicht jeder bereit zu zahlen. Ein junger Däne ist wohlweislich schon mit einer Palette Bierdosen eingeschifft.

Dresscode:
In Bergen fühlen wir uns alle noch underdressed, da eine norwegische Firma auf dem Schiff ihre Weihnachtsfeier abhält. Die Herren im Anzug, die Damen im blinkenden Cocktailkleid, sie bleiben nicht über Nacht. Danach wird es entspannter. Ein Paar trägt gern enge Fahrradbekleidung, sie zu manchen Abenden ein Cocktailkleid mit ausladendem Dekolleté. Hier geht alles.
Nachts trifft man gern auch auf Mitreisende im Schlafanzug oder Nachthemd kombiniert mit dicken Stiefeln, lose übergeworfenem Mantel und Schal. Nordlichter. Keiner will sie verpassen. Man kann sich auf der Kabine vom Steuermann benachrichtigen lassen, wenn sie am dunklen Himmel erscheinen.

Ausstattung:
Wenn sich in den Häfen Nord- und Südroute treffen, kann man sich das Schiff der entgegenkommenden Route ansehen. Mit Besucherausweis, damit keiner auf dem falschen Schiff bleibt.
Unseres hatte ein Minisauna im untersten Deck, die man selber anmachen musste und die nicht über 40°C kam, die neueren Schiffe haben Whirlpool auf dem Oberdeck, Panoramasauna und ähneln weniger einem Postschiff, dass Passagiere befördert, denn einem Kreuzfahrtschiff, was auch Post austrägt.

Programm:
Kein klassisches Kreuzfahrtprogramm mit Karaoke, Tanzshow oder Udo Jürgens- Double am Piano, dafür Knotenkunde, Lachsfilletieren und Vorträge zu Samen. Dazu die Polarkreistaufen an Deck (Eiswürfel im Kragen oder Lebertran löffeln). Zubuchbare Landausflüge wie Mitternachtskonzert in der Eismeerkathedrale in Tromsø, Besuch des Eishotels, Huskyschlittenfahrt oder Schneemobiltour etc.

Nordlichter:
Haben wir gesehen!!!! Yeah!!! Beeindruckend.
Bei den ersten schwachen grünen Streifen war alles Nichtnorwegische schon komplett aus dem Häuschen und hat wie wild fotografiert. Meine Bilder sind leider nix geworden.
Als die Nordlichter stärker wurden und über den Himmel tanzten, haben dann auch die Norweger den Weg nach draußen gefunden

Diese Reise ist perfekt für:

  • Menschen, die gern und gut essen und sich ihren Tagesrhythmus von den Mahlzeiten vorgeben lassen wollen.
  • Nordlichtgucker.
  • Leute, die sich gern stundenlang den kalten Wind um die Nase wehen lassen wollen.
  • jene, die gern „runterkommen“ wollen. Nach dem Mittag hat man noch ca. zwei Stunden, dann sieht man eh nicht mehr viel und kann getrost schlafen, lesen, Tee trinken. Man verpasst ja nichts.

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Mein Fazit der Winterreise

Ich würde noch einmal mitfahren. Vielleicht noch mal im Sommer.
Mir hätte die einfache Strecke gereicht, wenn der Rückweg über Land gewesen wäre. Ich war an Tag zwei schon tiefenentspannt, an Tag drei waren meine Bücher ausgelesen. Einige Mitreisende hätten die gleiche Tour allerdings am liebsten gleich noch einmal hinten dran gehangen. Huskyschlitten fahren macht Spaß und da die Anbieter in Finnland immer auch deutschsprachige Guides suchen, kam mir sogar der Gedanke dort oben auch einmal einen Winter zu verbringen, wenn ich mal eine Auszeit brauchen sollte.

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Lust auf die Hurtigruten?

Bei unserer Lappland & Lofoten-Tour ist die Teilstrecke Kirkenes nach Svolvaer mit inkludiert. Unsere Gäste verbringen zwei Nächte auf dem spannendsten Teil der Hurtigruten.

 

(alle Bilder: www.hurtigruten.de)

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