Wie entstehen eigentlich neue Touren und wie arbeitet ein Reiseveranstalter mit seinen Partnern vor Ort? In diesem Artikel nehme ich euch mit auf den Norwegian Travel Workshop 2016 in Bodø und berichte von meinen Eindrücken von Norwegens größter Messe für Reiseveranstalter.

Zwar liegt der Norwegian Travel Workshop 2016 schon wieder einige Wochen zurück, aber die vielen Eindrücke und Impressionen müssen ja auch erst einmal sinnvoll verarbeitet werden. Der Norwegian Travel Workshop, kurz NTW, ist für Reiseveranstalter wohl das wichtigste Event dieser Art in Norwegen. Jährlich treffen bei der von Innovation Norway organisierten Veranstaltung mehrere hundert Reiseveranstalter aus der ganzen Welt auf verschiedenste Anbieter und Unternehmen aus Norwegen.

Anbieter, das heißt angefangen von lokalen und regionalen Tourismusbehörden über Hotels und Transferunternehmen bis hin zu Aktivanbietern und Sehenswürdigkeiten sind beim NTW aus nahezu allen Regionen Norwegens verschiedenste Unternehmen vertreten und präsentieren ihr Angebot.

Für mich war es die erste Veranstaltung dieser Art und entsprechend war ich doch zu Beginn ein wenig aufgeregt, was mich vor Ort denn so erwarten würde.

Vor der Arbeit kommt das Vergnügen

Los ging es aber nicht direkt mit dem Workshop, denn vor der eigentlichen Arbeit stand zunächst noch ein wenig Arbeit in lockerer Atmosphäre an. Während eines Famtrips hatte ich zuvor die Gelegenheit, einige interessante Orte zwischen Trondheim und Bodø einmal persönlich kennenzulernen.

Neben den beiden Städten waren unter anderem eine Fahrt mit der Nordlandsbanen und ein Aufenthalt im Nordland Nationalpark in unmittelbarer Nähe des Polarkreises Teil des Programms. Ein netter Einstieg in einer wunderschönen Region Norwegens und wer weiß, vielleicht findet ja das ein oder andere Ziel mal ins Programm unserer zukünftigen Reisen.

Für norwegische Verhältnisse ist Bodø mit knapp 50.000 Einwohnern zwar gar nicht mal so klein, aber dennoch merkte man an nahezu jeder Ecke, was für eine große Veranstaltung hier gerade stattfindet. Im kleinen Innenstadtkern war es nahezu unmöglich, nicht einem der Teilnehmer oder Aussteller über die Füße zu laufen. Lag aber auch vermutlich daran, dass man jeden an seinen formschönen Umhängebändchen schon von weitem erkennen konnte.

Nach einem kleinen Begrüßungscocktail begann der Norwegian Travel Workshop mit der offiziellen Eröffnungszeremonie im Stormen Konserthus, dem großen Konzertsaal Bodøs. Und wie so eine Eröffnungsfeier nun einmal ist wechselten sich Begrüßungsreden mit nettem musikalischem Unterhaltungsprogramm lokaler Künstler ab.

Der Norwegian Travel Workshop: Speed-Dating für Reiseveranstalter

Am nächsten Morgen ging es dann nach dem Frühstück früh los zur Nordlandshallen, wo ich einen Großteil der nächsten zwei Tage verbringen sollte. Aufgebaut ist der Norwegian Travel Workshop quasi wie eine Art „Speed-Dating“, nur das man im Vorfeld bereits weiß, auf welchen Partner man trifft. In der Realität sieht das dann so aus, dass man sich entlang seines vorgebuchten Zeitplans durch die Halle bewegt.

Beim ersten Gong macht man sich auf die Suche nach seinem Gesprächspartner, was in der großen Halle und bei mehreren hundert Anbietern manchmal gar nicht so einfach ist. Anschließend sind 15 Minuten Zeit, um mit dem Anbieter über alle wichtigen Dinge zu sprechen. Je nach Anbieter kann das dann ganz unterschiedlich ablaufen. Angefangen vom Erstkontakt mit gegenseitiger Vorstellung des Angebots bis hin zu Preisverhandlungen und Vertragsunterzeichnungen ist alles dabei. Ein zweiter Gong kündigt dann das nahende Ende des Gesprächs an und spätestens beim dritten Gong steht einem meist schon der nächste Gesprächspartner im Rücken und man sollte nun so langsam seinen Platz räumen.

So geht es dann den Tag über weiter, pro Tag stehen etwa 15 bis 20 Gespräche an. Zwischendurch bleibt aber dennoch nicht nur Zeit für eine kleine Mittagspause, sondern auch, um seine letzten Lücken im Zeitplan zu füllen und noch weitere Termine zu machen.

Nachdem alle Termine für den heutigen Tag abgearbeitet sind, mache ich mich mit meinem Kollegen Chris auf den Weg zurück ins Hotel. Das Wetter ist gut und so nutzen zwar einige die Zeit für einen kurzen Powernap, der Großteil erkundet aber noch ein wenig die Stadt. Auch ich schließe mich einer kleinen Stadtführung an und wir schaffen es tatsächlich in nur etwas mehr als einer Stunde einen Großteil der Stadt zu sehen. Am Abend haben die Veranstalter dann noch zu einem leckeren Abendessen in verschiedenen Restaurants von Bodø eingeladen bevor es zur „After-Workshop-Party“ geht.

Nordlichter als Belohnung für die harte Arbeit

Für mich stand aber heute noch ein besonderes Highlight auf dem Programm. Der „Aurora Forecast“, der Wetterbericht für Polarlichter, hatte für heute Nacht eine besonders hohe Aktivität in der Region rund um Bodø vorausgesagt und ob wohl es bereits Mitte April war, sollten die Polarlichter gut zu sehen sein.

Das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen, immerhin hatte ich noch nie zuvor Polarlichter gesehen. Gemeinsam mit einigen anderen Teilnehmern und bewaffnet mit Mütze, Schal, Handschuhen, wärmenden Getränken und natürlich meiner Kamera ging es also raus an den Hafen. Und unser Warten wurde bereits nach kurzer Zeit belohnt und über uns am Himmel begann es zwar sanft, aber dennoch gut sichtbar zu flackern und die Nordlichter tanzten über unseren Köpfen. Was ein atemberaubendes Naturschauspiel!

Tag 2 des Norwegian Travel Workshop beginnt dann ähnlich wie auch der erste Tag. Das Aufstehen fiel nur schon etwas schwerer. Ob das nun an der Party, dem langen Warten auf die Polarlichter oder am anstrengenden ersten Workshoptag gelegen hat, weiß ich bis heute nicht sicher, bin aber klar von der dritten Variante überzeugt.

In der Veranstaltungshalle stehen wieder viele kurze Speed-Datings an, bei denen ich wie schon am ersten Tag viele interessante Einblicke sammeln und brauchbare Erkenntnisse mitnehmen konnte. Und als so langsam Routine in das Finden der unterschiedlichen Stände kommt, läutet auch schon der letzte Gong und es geht zu meinem letzten Meeting.

Erschöpft steige ich in den Shuttlebus zurück zum Hotel. Für den heutigen Abend haben die Veranstalter verschiedene Ausflüge und Aktionen organisiert, da ich Bodø aber bereits gut kennengelernt habe, ziehe ich es vor, währenddessen in der Skybar des Hotels zu entspannen und den Ausblick über die Stadt zu genießen. Bei der anschließenden Abschlussfeier auf einem Schiff konnte ich dann mit Ausblick auf die Bucht von Bodø die vergangenen Tage Revue passieren lassen.

An dieser Stelle herzlichen Dank an alle fleißigen Hände und Köpfe, insbesondere an alle Beteiligten von Innovation Norway, Visit Norway und Visit Bodø, die mit unermüdlichen Einsatz zum sehr guten Gelingen dieses Events beigetragen haben.

Farvel Bodø!

Nach dem Norwegian Travel Workshop ging es zum Abschluss noch zu einem zweiten Famtrip, diesmal stand die Küste rund um die Region Helgeland mit ihren Inseln im Vordergrund. Auch hier konnte ich wieder viele sehenswerte Orte kennenlernen.

Ein schöner Abschluss eines gelungenen Norwegian Travel Workshops und für mich als Highländer-„Neuling“ ein sehr interessanter Einblick in die Welt eines Reise-Workshops. Für mich ging es nun zurück nach Köln, während Chris noch weitere ähnliche Workshops in Schweden und Finnland besuchte. Und auch beim nächsten Mal, dann in Bergen, werden wir sicherlich wieder dabei sein, um direkt vor Ort wertvolle Gespräche führen und interessante Eindrücke sammeln zu können, die wir dann in bereits bestehende Touren und natürlich neue Reisen umsetzen wollen.