Fàilte heißt auf Irisch „Willkommen“ – und Willkommen fühle ich mich in Irland seit ich diese Insel vor über 20 Jahren das erste Mal betreten habe. Schon beim Landeanflug auf Dublin schaue ich ganz gespannt aus dem Fenster, um die unterschiedlichsten Grüntöne auf mich wirken zu lassen.

„Die Grüne Insel“, wo das ganze Jahr über die Pflanzen wachsen. Durch die milden Winter und dem reichlichen Gießen von oben, nimmt die Größe der Pflanzen ein Ausmaß an, das oftmals unwirklich erscheint. Rhododendren, so groß wie kleine Häuser und Fuchsienhecken, die mit knorrig dicken Stämmen in den Himmel ragen.

Mindestens einmal im Jahr bin ich „reif“ für meine Insel und dann bleibe ich gleich etwas länger! Nach der Landung wird alles schon ein bisschen ruhiger! Beim Abflug vom Festland geht’s noch etwas hektisch zu, aber spätestens, wenn die Maschine zur Landung ansetzt, dann legt sich die irische Gelassenheit über uns Besucher. „Nur noch einmal quer über die Insel“, denke ich, in Richtung Mittelwesten, zu einer meiner Lieblingsgegenden.

Die Landschaft draußen zieht an den typisch irischen Klischees vorbei: friedliche Schafe und Kühe weiden auf den knallgrünen Wiesen, dunkle Torfstiche mit violettem Heidekraut, dahinter sanft geschwungene Hügel und dazwischen immer wieder große, blau schimmernde Wasserflächen, wo sich das Blau des Himmels spiegelt. Dramatisch geschichtete Wolken lassen immer wieder ein paar Tropfen fallen und das Sonnenlicht reflektiert einen grandiosen Regenbogen oder besser gesagt zwei Regenbögen, ein Phänomen, das ganz typisch für Irland ist.

Elly Beach, Belmullet

Das Land des Meeres

Und doch gibt’s da noch ein anderes Irland, das viele erst kennenlernen, wenn sie einmal das Land besucht haben. Kilometerlange, weiß bis golden schimmernde Strände mit türkisfarbenem Wasser, das mich an die Karibik erinnert. Der Wind kräuselt die Wasseroberfläche und spielt mit den silbernen Gräsern der Dünen. Dazwischen die bunten Farben der salzliebenden Pflanzen, die man nur am Meer finden kann.

Für mich ist es auch immer eine Freude, das kühle Nass zu genießen. Das Baden hier oben ist aber nur den ganz Mutigen vorbehalten, denn mehr als 16 Grad bekommt der Atlantik recht selten.

In der klaren Meeresluft verströmen die Blumenwiesen einen betörenden Duft. Zwischen dem gelben Labkraut und den verschieden bunten Kleesorten wachsen auch unzählige wilde Orchideen, wie das Knabenkraut und die nach Vanille duftende Händelwurz. Auf der Fahrt zu den Inseln sieht man oft Delfine, die freudig mit den Booten schwimmen. Am Ufer sonnen sich die Seehunde und in den Buchten kann man Riesenhaie beobachten, die mit ihrem Maul, so groß, dass ein Mensch hineinpassen würde, das Wasser nach Plankton durchsieben. Aber Sorgen muss man sich nicht machen. Wir stehen nicht auf dem Speisezettel der friedlichen Giganten!

Immer wieder wandern wir am Meer entlang, wo der oftmals „wilde“ Atlantik an den Felsen nagt. An den Klippen herrscht während der Brutzeit ein reges Treiben – unzählige Möwen, Kormorane, Eissturmvögel, Tölpel, Lummen und andere Seevögel brüten dort. Mit etwas Glück sehen wir auch die putzigen Papageientaucher, die mit ihren kurzen, roten Beinen und ihren orangeweißgrauen Schnäbeln ein paar Glasaale fischen. Besonders auf den kleinen, vorgelagerten Inseln, da schlägt mein Biologenherz höher, da hat man einfach auch mehr Glück, Tiere zu beobachten. Mit meinem Fernglas suche ich die Felsen ab, um mir die Jungen in ihren Nestern anzuschauen. Geschäftig geht es zu, wenn die Eltern mit den Fischen im Schnabel ihr Jungen füttern.

Achill Head

Das Land der Berge

Aber nicht nur am Meer gibt es vieles zu entdecken, sondern auch die Bergwelt hat einiges zu bieten. Ja, schon richtig gehört, Irland hat nicht nur kleine beschauliche Hügel, sondern auch dunkle, zerklüftete Gebirge, die dramatische Steilflanken aufweisen. Oben auf den grünen Bergwiesen sehen wir kleine, weiße Punkte geschäftig über die Wiesen springen. Die Connemara-Blackface-Schafe sind wahre Gebirgsakrobaten und werden dort oben höchstens mal von Wanderern gestört, die das Einsame der Irischen Berge suchen.

Die Frage nach den Höhen der Berge stellen die meisten Irlandbesucher immer irgendwann. Denn was sind schon 1039 m, auf welche der höchste Berg von Irland der Carrauntoohil, gerade einmal kommt. Und doch sind die irischen Berge wild und dramatisch, was mich als Bergsteigerin immer wieder freut. So ein kurzer Wetterumschwung, wenn die Wolken die Berge umhüllen und man überhaupt nichts mehr sehen kann oder wenn Regen durch kalte Schichten fällt und sich auf dem Weg zur Erde zu Hagelkörnern formen. Der Wind, gerade noch eine leichte Brise, wandelt sich in Sekunden zu einem Sturm, der einem den Boden unter den Füßen wegzieht. Das ist Wetter, das man spüren kann. Und wenn man mit dem Wetter grad nicht zufrieden ist, dann hat der Ire einen guten Rat: „If you don’t like the weather in Ireland, wait 5 minutes…“

Poulanbrone Dolmen

Das Land der Geschichten & der Kultur

Je weiter wir in den Westen kommen, desto weniger Autos treffen wir. Die Straßen werden enger und links und rechts tauchen die ersten typischen Steinmauern auf, die in mühevoller Arbeit, schon vor Jahrhunderten aufgeschichtet wurden. Irland ist nicht nur traumhafte Landschaft und viel Natur, sondern auch Geschichte und Kultur. Immer wieder  ziehen draußen Ruinen von verfallenen Kirchen mit ihren mystischen Friedhöfen vorbei. Alte, verlassene Steinhäuser erinnern an die große Hungersnot, bei der viele Iren starben oder auswandern mussten. Der Efeu, der dem Haus ein romantisches Aussehen verleiht, täuscht über die Tragödien hinweg, die sich hier abgespielt haben.

Vor uns taucht der viereckige Wehrturm von Kinvara auf – Dunguaire Castle ist eines der vielen Towerhouses, die im Mittelalter Wohnraum und Festung zugleich waren. Wie im Kino läuft die Geschichte Irlands außerhalb des Busfensters ab. Nach einer langen Fahrt quer über die Insel sehen wir das Meer an der anderen Seite der Insel wieder.

Johnnie Fox Pub

Das Land der Pubs & der Herzlichkeit

Kurz vor Doolin tauchen die Cliffs of Moher auf, wo sich die Wellen brechen und die Gischt nach oben spritzt. Draußen, zum Greifen nahe, liegen die Aran Inseln, Inishmore ist unser nächstes Ziel. Beim Check-in in der Doolin Lodge werden wir typisch „irisch“ begrüßt – voller Freude und Herzlichkeit.

Am Abend führt uns der Weg ins Pub, wo wir eines der wichtigsten Kulturgüter Irlands erleben. In kürzester Zeit bekommt man Einblick in das typische Leben auf der Insel und am Tresen, beim Bestellen kommen wir gleich ins Gespräch. Geschichten werden erzählt, der Fernseher läuft nebenbei und Guinness, Ale und Cider werden in großen Pintgläsern serviert.

„Wann beginnt die Live Musik“, werde ich gefragt. Aber das weiß man nie so genau. Draußen steht etwas von 19:30 Uhr aber um 20:00 Uhr trudeln erst die ersten Musiker ein. Das Warten hat sich gelohnt, besonders, wenn die Iren sich zur Session treffen. Da wird gefiedelt, geflötet und getrommelt. Immer mehr Musiker gesellen sich zur Runde dazu. Eine junge Frau, die den Text von ihrem Smartphone abliest, trägt mit engelsgleicher Stimme eine Ballade vor. Es wird mucksmäuschenstill im Pub, die lauten Gespräche verebben und gebannt lauschen wir der Musik. Tosender Applaus begleitet die Musiker durch den Abend.

Reif für die Insel, denke ich mir und lehne mich zufrieden mit einem Pint Cider zurück. Genieße es, die Menschen, die man kennt, wieder zu sehen, die grandiosen Landschaften aufzusaugen und die klare Luft in Irland einzuatmen. Schön, wieder hier zu sein!

Mit Birgit zum Island Hopping an Irlands Westküste

Wer sich von Birgits Liebe zur grünen Insel anstecken lassen möchte oder vielleicht schon selbst vom Irland-Virus infiziert ist, der hat an gleich zwei Terminen die Gelegenheit, gemeinsam mit Birgit die Inselwelt an Irlands Westküste zu erkunden.

Begleitet Birgit auf ihrer Jubiläumsreise in 2018 zum Island Hopping an Irlands Westküste und entdeckt unter anderem Inishmore, Achill Island und Clare Island sowie viele weitere Höhepunkte Irlands.

Reisetermin: 23.06.2018 – 04.07.2018 & 25.08.2018 – 05.09.2018
Reisepreis: ab 1.685,- €
Weitere Informationen und Buchung unter www.highlaender.de/HIIH

Birgit Eder

Wer hat das geschrieben?

In Österreich geboren, ist Birgit mit den Bergen groß geworden und wann immer sie in den Bergen ist, geht ihr das Herz auf. In Irland hat sie einen weiteren Sehnsuchtsort für sich gefunden und stattet als Reiseleiterin der grünen Insel jedes Jahr aufs Neue einen Besuch ab.