Österreicher werden mit Skiern an den Beinen geboren. Richtig? Sagt man das nicht auch den Norwegern nach? Egal. Stimmt ja ohnehin für beide Länder nicht so ganz, wenn wir ehrlich sind. Auch nicht für mich, Österreicherin, geprüfte Skilehrerin und Schneefanatikerin. Tatsächlich bekam ich meine ersten Skier erst im Kindergartenalter, aber eines ist klar: Seit meinem ersten Skitag hat mich das Wintersportfieber gepackt und nicht mehr losgelassen. Und mit Norwegen, Oslo und dem Holmenkollen wird es nur noch stärker.

Von der Liebe zum Skifahren nach Norwegen

Meine große Liebe zum Skifahren hat mich auch zu meiner zweiten großen Liebe, nämlich Norwegen, gebracht. Die alpinen Skihelden meiner Kindheit waren für mich ohne Zweifel Lasse Kjus und Kjetil Andre Aamodt, also die „Ski-Elche“, wie die beiden gerne genannt wurden. Ich wollte das Land, aus dem die beiden kommen und von dem sie so tolle Dinge erzählten, unbedingt kennenlernen. Einen Familienurlaub in die USA boykottierte ich und überzeugte meine Eltern davon, dass Norwegen die bessere Destination sei.

Und dann waren wir da, Oslo unser erstes Ziel. Und als sportverrücktes Kind konnte ich es natürlich nicht erwarten endlich auch auf den Holmenkollen zu kommen. Also stiegen wir im Stadtzentrum in die T-bane, die Osloer U-Bahn, und nur 15 Minuten später mitten im Mekka des nordischen Skisports aus. Und obwohl ich im Sommer zum ersten Mal an den Holmenkollen kam, das Wintersport-Flair war zu spüren: Da waren Hobbysportler, die mit Rollerski auf- und auch abwärts sausten, Profibiathleten, die im Schießstadion ihre Schussserien abspulten und Kinder, die im Auslauf der Schanze „Trockenübungen“ absolvierten.

Wir spazierten seitlich des Aufsprunghügels hinauf zum Skimuseum und dann durch das Museum weiter hinauf bis zur Spitze des Sprungturms. Den Weg zu gehen, den die Skispringer vor ihren waghalsigen Sprüngen gehen – einfach großartig. Oben angekommen eröffnete sich der unglaublich schöne Blick über Oslo und den Fjord.

Und dann war da plötzlich auch noch ein wunderschöner Regenbogen über der Stadt. Also Fotoapparat gezückt und abgedrückt – das erste Foto eines Regenbogens in Norwegen. Dass ich in Norwegen noch unzählbar viele Regenbogen sehen würde, war mir damals noch nicht bewusst, aber das erste Foto bleibt für mich trotzdem ein besonderes.

Biathlon am Holmenkollen

Abriss des alten Holmenkollen – Zutritt verboten!

Das Jahr 2008, auch die Zeit meines Auslandsstudiums in Oslo, war für die Sportanlage am Holmenkollen ein ganz besonderes. Man hatte die Zusage für die Nordische Skiweltmeisterschaft 2011 bekommen und sich dazu entschieden die Sprunganlage völlig neu zu bauen. Dafür musste natürlich die alte Schanze weichen. Der Termin für den Abriss der Schanze war fixiert und dafür ein großes Fest ausgeschrieben, eigentlich gab es in der Stadt auch kein anderes Thema.

Ich wollte mit Freunden, die gerade aus Österreich zu Besuch waren, noch einmal das Flair der alten Schanze erleben. Doch zu unserem Entsetzen war der Zutritt zum Turm am Vortag des Abrisses nicht mehr möglich. Was war den Norwegern da eingefallen – ihr sportliches Nationalheiligtum nicht so lange wie nur irgendwie möglich zugänglich zu machen, das konnte ich ganz und gar nicht verstehen.

Ziemlich betrübt wollten wir uns auf eine Wanderung über die Loipen machen, eigentlich etwas sehr schönes, aber an diesem Tag doch nur ein Programm zweiter Wahl. Und überhaupt war die Stimmung am Holmenkollen ganz anders als sonst, kein aktives Treiben, keine Sportler und keine Besucher.

Durch den Hintereingang ein letztes Mal auf die Schanze

Vermutlich konnte man uns die Enttäuschung ansehen, denn ein älterer Herr sprach uns an, lächelte verschmitzt und meinte, dass an der Hinterseite der Schanze eine Tür nicht verschlossen sei – vielleicht würde diese Information unsere Stimmung heben. Und so war es natürlich. Wir hatten ein mulmiges Gefühl, als wir über die Hintertür direkt in den Treppenaufgang zur Schanze kamen.

Wir hatten die Bilder einer großen Sprengung im Kopf: Was, wenn da schon einen Tag früher als geplant, etwas explodieren könnte? Dass die Sache dann ganz anders laufen würde, konnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen, aber dazu komme ich später.

Mutig machten wir uns auf den Weg nach oben und es hat sich gelohnt, ganz alleine konnten wir die Aussicht genießen und es uns im kleinen Häuschen am Top der Schanze, das so typisch für die alte Schanze war, gemütlich machen. Wir waren wohl unter den letzten Besuchern der Anlage – wahrhaftig etwas Einzigartiges. Das wurde mir vor allem am nächsten Tag, am großen Abrisstag, bewusst.

Norwegische Volksfeststimmung beim Abrissfest

Für den Besuch des Abrissfestes wurden wir von den Kursen an der Universität freigestellt. Wohl ein Beweis dafür, wie viel Bedeutung man diesem Ereignis zugesprochen hat. Am Holmenkollen war tolle Stimmung, wie man es an diesem Ort kennt, nur stand diesmal nicht der Sport im Vordergrund. Trotzdem ein typisch norwegisches Volksfest für Familien, mit Musik, Würsten und Waffeln, mit Schokolade und selbstverständlich mit hunderten von norwegischen Fahnen.

Und dann war der große Moment gekommen, die Musiker der königlichen Garde stimmten die Holmenkollen-Fanfare an und alles wartete auf den Einsturz des Schanzenturms – auf eine Sprengung und den großen Knall waren nämlich alle vorbereitet und auch eingestellt.

Doch was passierte war etwas ganz anderes – ein Kran wurde langsam hochgezogen, das erwähnte Häuschen feinsäuberlich und unter großem Jubel der anwesenden Menge abgetrennt, und im Anschluss behutsam ohne Beschädigungen am Fuße der Schanze abgesetzt. Das war sie also die Abriss-Party im norwegischen Stil. Das Herzstück des norwegischen Wintersports einfach in die Luft zu jagen, wäre doch auch eigentlich undenkbar gewesen.

Ja, so sind die Norweger, sie können wunderbare, friedliche Feste feiern, begeistern und mitreißen – und das vor allem wenn es um Wintersport geht. Das zeigen sie auch bei den jährlichen Holmenkollen-Skifesten. Auch daran habe ich tolle Erinnerungen.

Und wer sich fragt, was aus dem kleinen weißen Häuschen geworden ist: Es steht als Erinnerung am Fuße des neuen Midtstuen-Bakken, der zweiten Schanze, die unterhalb der neuen, imposanten Sprunganlage errichtet wurde.

Den Biathlon-Weltcup am Holmenkollen gemeinsam mit Johanna erleben

Johanna liebt den Wintersport und der Holmenkollen ist ihr zweites Zuhause. Was liegt da näher, als beides miteinander zu kombinieren und sich den Biathlon-Weltcup am Holmenkollen im März 2018 live anzuschauen.

Und das schönste daran ist, interessierte Highländer-Gäste können Johanna im Jubiläumsjahr auf dieser Tour in die Wintersportmetropole Oslo begleiten und selbst hautnah am Geschehen vor Ort dran sein.

Reisetermin: 14.03.2018 – 18.03.2018
Reisepreis: ab 790,- €
Weitere Informationen und Buchung unter www.highlaender.de/HOB

Johanna Köttrisch

Wer hat das geschrieben?

Als gelernte Skilehrerin kennt sich Johanna bestens im Wintersport aus. Kein Wunder, dass sie ihr Auslandsjahr in der sportbegeisterten Metropole Oslo verbrachte. Man kann sich keine bessere Begleitung wünschen, als unsere sympathische Österreicherin aus Graz.