Eigentlich ist Bygdøy ja gar keine richtige Insel, möchte man sich geografisch korrekt artikulieren, dann sollte man eher von einer Halbinsel sprechen. Aber Museumshalbinsel klingt nun mal nicht so schön und so haben sich die hiesigen Reiseführer eben auf Museumsinsel geeinigt. Der Name täuscht übrigens, tatsächlich gibt es hier noch viel mehr als nur Museen, nämlich ein wunderbares Naherholungsgebiet mit tollen Stränden.

Der Inselgedanke kommt aber in der Regel trotzdem schon bei der Anreise auf, die schon ein Highlight ist. Diese wird nämlich, zumindest in den Sommermonaten, in den meisten Fällen mit dem Boot zurückgelegt. Und hat man das Glück, Oslos strahlend blauen Himmel genießen zu dürfen, so macht die Fahrt durch den Hafen gleich doppelt Freude. Die Fähre von Oslo nach Bygdøy legt vom Rathauskai etwa alle 20 Minuten ab und nach knapp 15 Minuten erreicht man Bygdøy, wo zwei Anlegestellen angefahren werden.

Wer Oslo im Winter besucht oder leicht seekrank wird, der erreicht Bygdøy auch mit dem normalen Liniebus (Linie 30 ab Nationaltheater, Fahrzeit ca. 20 Minuten).

Vier Museen informieren über die norwegische Seefahrtsgeschichte

Gleich eine ganze Reihe an Museen hat sich auf Bygdøy niedergelassen. Kaum verwunderlich, dass den Deutschen ein so kreativer Spitzname für die Insel eingefallen ist. Viele der Museen beschäftigen sich mit der Seefahrt, die in Norwegen eine lange Tradition hat.

Im Vikingskipshuset, dem Wikingerschiffmuseum, sind drei originale Schiffe aus der Wikingerzeit ausgestellt: das Oseberg Wikingerschiff fasziniert vor allem durch seine detailgetreue Holzschnitzkunst, das Tune ist das erste entdeckte Wikingerschiff und das Gokstad ist das angeblich am besten erhaltene Wikingerboot der Welt. Viele weitere Funde aus der Zeit der Wikinger, darunter insbesondere Grabbeigaben, können in den weiteren Ausstellungsräumen bewundert werden, sodass man einen guten Eindruck vom Leben und der Kultur der Wikinger erhält.

Das Kon-Tiki Museet beschäftigt sich mit den Abenteuern des Forschers Thor Heyerdahl, der insbesondere durch seine Kon-Tiki-Expedition weltweite Bekanntheit erlangte. Hier sind unter anderem das originale Floß Kon-Tiki und das restaurierte Papyrusboot Ra II zu sehen.

Im Frammuseum ist dagegen lediglich ein einziges Exponat ausgestellt. Das Museum beschäftigt sich mit den Polarforschungsreisen der Norweger Fridtjof Nansen, Otto Sverdrup und Roald Amundsen. Herzstück des Museum ist der dreimastige Forschungsschiff Fram, mit dem die drei Forscher ihre Expeditionen in die Antarktis und Arktis durchführten.

Das Norsk Maritimt Museum (Norwegisches Maritimes Museum) ist eines der ältesten Museen von Bygdøy. Es widmet sich der Kultur an Norwegens Küsten und beschäftigt sich mit der Geschichte der norwegischen Seefahrt.

Ebenfalls auf der Insel befindet sich auch das von Holocaustzentrum Oslo, das Holocaustzentrum. Von vielen Reiseführern oft auf Grund seiner „abgelegenen“ Lage im Süden der Insel vernachlässigt, finden Besucher hier Ausstellungen zum Holocaust und dem Schicksal norwegischer Juden im 2. Weltkrieg sowie weiteren religiösen Minderheiten.

Wunderbar die Zeit vergessen im Norsk Folkemuseum

Mein persönlicher Favorit ist aber das das Norsk Folkemuseum. Das Freilichtmuseum ist Norwegens größtes kulturgeschichtliches Museum und hier kann man super die Zeit vergessen. In kleinen Dörfern angeordnet repräsentieren über 160 liebevoll restaurierte Gebäude die verschiedenen Regionen und Epochen Norwegens. Man erfährt nicht nur wahnsinnig viel Interessantes über die Geschichte Norwegens sondern fühlt sich mit ein wenig Fantasie wirklich ein paar Jahrhunderte zurückversetzt.

Eines der Highlights und gleichzeitig auch das älteste Gebäude im Museum ist die restaurierte Stabskirche von Gol, die aus dem 12. Jahrhundert stammt. Damit ist sie eine von 28 Stabkirchen in Norwegen mit mittelalterlicher Bausubstanz. Es lohnt sich, ein paar Minuten abzuwarten bis keine große geführte Gruppe mehr in der Kirche ist, um die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen.

Spannend ist auch die Ausstellung zur Geschichte und Kultur der Samen. Man erhält hier einen guten Eindruck in das alltägliche Leben der Samen, damals und auch heute. Neben der früheren Existenzsicherung durch Jagd, Fischen und Landwirtschaft gibt es nämlich auch interessante Informationen über das heutige Leben der Samen. Noch heutige gibt es 70.000 Samen, von denen etwa 40.000 in Norwegen leben.

Museen, Museen, Museen – gibt’s auf Bygdøy eigentlich auch noch mehr?

Wem die ganzen Museen irgendwann zum Hals raushängen, der hat keinen Grund Bygdøy schon wieder zu verlassen. Ganz im Gegenteil!

Auf der südlichen Seite gibt es in Huk mehrere schöne kleine Strände und Badestellen, die bei gutem Wettern perfekt zum Entspannen und Seele baumeln lassen einladen. Der Blick über Norwegens Fjordlandschaft während sich die Sonne im Meerwasser spiegelt ist einfach schön.

Hier gibt es übrigens auch ein Restaurant mit leckerer Küche und grandioser Aussicht direkt am Strand. Wer es lieber günstiger mag, der kann sich auch im nahegelegenen Supermarkt (SPAR, Frederiksborgveien 45) mit Obst oder anderen Kleinigkeiten eindecken und ein leckeres Picknick mit herrlichem Blick auf das Meer machen.

Bitte nicht von den Bildern bei Google abschrecken lassen, erstens ist es in Huk schöner als die Bilder wirken und zweitens so wie dort auf den Fotos geht es nur im Hochsommer bei 30 Grad im Schatten zu. Denn auch bei den Einwohnern Oslos ist Huk ein beliebtes Naherholungsgebiet.

Wer nicht so weit laufen möchte, der findet übrigens auch im Museumsbereich der Insel kleinere Buchten zum Verweilen. Der Weg in den südlichen Teil lohnt sich aber dennoch definitiv.

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