Unser erster Sommer im eigenen Haus neigt sich dem Ende und voller Vorfreude sehen wir gemütlichen Herbstabenden am Kamin entgegen. Dennoch trauere ich dem entschwindenden Sommer ein wenig nach, der wie ich finde  – für einen irischen – ausgzeichnet war. Zugegeben sind die Kriterien dafür hier ein wenig anders, aber immerhin kamen kurze Hosen, ein aufblasbarer Swimming Pool im Garten und Sonnencreme darin vor.

Beflügelt vom guten Wetter haben wir enthusiastisch unseren neuen Wohnort nebst Umgebung erkundet und waren wir recht viel unterwegs, im County Wicklow. Dabei haben wir ein paar echte „Perlen“ entdeckt. Unsere Wicklow Geheimtipps stelle ich euch in diesem Artikel vor.

Halt, wie spricht man das nochmal aus?

Bevor wir in den Raum Greystones zogen, welches als letzte Station der DART (der Dubliner „Regionalbahn“) und wegen seines hübschen Zentrums und natürlich des Strandes beliebtes Wochenendausflugsziel ist, wussten wir nicht allzu viel über die Region. Nicht einmal wie man unseren jetzigen Wohnort „Delgany“ ausspricht. Zur Info, es heißt DELgany und nicht DelgAny wie ich zu Anfang dachte…

Nachdem das geklärt war, schauten wir uns also ein wenig vor unserer Haustür um und stießen auf den Delgany Heritage Trail.  Dieser beschauliche und mehr oder weniger gut beschilderte Wanderweg eignet sich perfekt für einen idyllischen Sonntagsspaziergang. Von Burgruine, über Karmeliterkloster mit pittoresker Kapelle bis hin zu einem versteckten historischen Friedhof, passiert man, immer von herrlicher Landschaft umgeben, etliche kleine Höhepunkte. Belohnen für die doch sehr hügelige Strecke sollte man sich im Anschluss in der Delgany Bakery, einer der echten Wicklow Geheimtipps. Sehr zu empfehlen, auch wenn der Laden wirklich keine Werbung mehr nötig hat. Er ist immer gut besucht und das nicht ohne Grund! Ich hole mir dort ab und zu ein leckeres, „deutsches“ Sauerteigbrot :-).

Schlosspark statt Gemüsegarten…

…war in diesem Sommer unsere Devise. Obwohl wir das Werkeln im heimischen Garten und die ersten „Gehversuche“ im Gemüseanbau sehr genossen haben, zog es uns zum „Lustwandeln“, wie man so schön sagt, in die Gefilde des Earl von Meath, nach Killruddery House & Gardens. Das liegt ca. 40 Fahrtminuten von Dublin entfernt am Ortsrand von Bray (Dartstation vor Greystones).

Gleich beim ersten Besuch waren wir so begeistert, dass wir uns eine Dauerkarte zugelegt haben. Seitdem sind wir unzählige Male durch die herrliche Anlage gestreift. Jeden Monat hat sich der Park verändert, sodass wir, angefangen mit der Rhododendronblüte, fast jedes Mal eine neue Blütenpracht vorgefunden haben. Der angrenzende Nutzgarten ist ebenfalls sehr schön gestaltet und es gibt allerlei Unterhaltsames für Kiddis. Zudem finden das eine um das andere Wochenende Veranstaltungen im Park statt und jeden Samstag gibt es einen Bauernmarkt, der eintrittsfrei ist.

Schafe sind ein Muss

Ein ebenfalls sehenswertes Herrenhaus befindet sich unweit der Blessington Lakes weiter im Landesinneren des Counties Wicklow: Russborough House. Hier kann man an einer sehr interessanten Hausführung teilnehmen – wie übrigens auch in Killruddery – und das Anwesen lädt zum Spazierengehen ein. Einer meiner persönlichen Wicklow Geheimtipps ist hier allerdings die Hütehundevorführung mit Schäfer Michael. Der hat gleich angrenzend an den Park sein Terrain, wo er mit agilen Border Collies und seiner Trillerpfeife einer kleinen Schafherde Beine macht. Die führen dann, ganz diszipliniert bzw. von den Hunden dirigiert, alle möglichen Formationen aus und es ist wirklich herzallerliebst anzuschauen. Für mich vor allem der Schafe wegen, aber die wahren „Stars“ sind eigentlich die Hunde. Genau genommen der Schäfer, aber der bekommt laut eigener Aussage die wenigste Aufmerksamkeit und hat sich inzwischen daran gewöhnt. Immerhin habe ich mir auf diese Weise seinen Namen gemerkt, denn er meinte er müsse sich immer ausdrücklich vorstellen, da die Leute vorab meist entweder nach den Namen der Hunde oder der der Schafe fragen, nie nach seinem.

Wicklow Geheimtipps bei Regen: Meine „Schlechtwetter-Varianten“

Trotz des herrlichen Sommers blieben die obligatorischen Regentage (oder -stunden), die die Insel so schön grün machen, natürlich nicht aus. Und leider fielen sie des öfteren auch auf die Zeit, in der ich Besuch aus Deutschland hatte. Dann musste eine Ausflugsoption her, bei der ich ich allen die Schönheit des „Garten Irlands“ zeigen konnte, wie Wicklow auch genannt wird; und die uns gleichzeitig halbwegs trocken davonkommen lässt. Mehr oder weniger durch Zufall habe ich eine „Panorama-Strecke“ entdeckt, die sich auf den typisch engen „country roads“ durch grüne Weiden mit grasenden Schafen schlängelt. Hin und wieder erspäht man einen Blick auf das Meer auf der sonst bewaldeten Strecke, die bei Regen sogar fast noch saftiger und satt grün aussieht. Das heißt an solchen Tagen machte ich den Weg zum Ziel, was in Irland nicht schwierig ist.

Als einen der kleinen Wicklow Geheimtipps hatte ich dann immer noch die Handweberei in Avoca im petto. Avoca produziert hochwertige Wollwaren und hat Standorte im ganzen Land verteilt, wo man hochwertige Kleidung und andere Souvenirs kaufen kann. Inzwischen hat es auch eine eigene Restaurantkette mit Bioprodukten und allerlei ausgefallenen und vor allem gesunden Gerichten.

Was gibt es besseres an einem verregneten Tag als in einem gemütlichen Café zu sitzen oder ein bisschen nach Nippes Ausschau zu halten :-). Im Ort Avoca selbst kann man zudem noch die Produktionshallen der ursprünglichen Weberei besichtigen, die 1723 gegründet wurde und die älteste, noch arbeitende in Irland ist. Sehr interessant zu sehen wie aus einem bunten Faden-Wirwarr so tolle kuschelige Sachen entstehen.

Weniger kuschelig, aber dafür höchstintererssant ist das Wicklow Gaol, ein Gefängnis in Wicklow Town, das 1702 erstmalig seine Zellentüren öffnete. Über die Jahrhunderte haben sich dort so einige Greueltaten abgespielt, die man dort zwar noch hautnah, aber völlig schmerzfrei in einem Erlebnismuseum nachvollziehen kann. Mit zahlreichen Animationen und nacherzählten Einzelschicksalen ist es sowohl für Kinder als auch für Erwachsene ein lohnenswerter Besuch. Zudem vermittelt Wicklow Gaol einen großartigen Querschnitt des etwas dunkleren Teil der irschen Geschichte. Ich persönlich habe mir die Ausstellung bereits zweimal angesehen und wusste danach einmal mehr zu schätzen unter welch herrlich hygienischen Bedingungen wir heutzutage leben. Und auch ein grauer Regentag erscheint einem im Anschluss nicht mehr ganz so trist.

Pub geht immer

 Wem weder nach Shopping noch Kultur der Sinn steht, kann sich’s ja auch einfach in einem der zahlreichen Pubs gemütlich machen. Auch da haben wir inzwischen unsere Favoriten in Wicklow gefunden, aber das hebe ich mir für einen anderen Artikel auf.

Am Schluss noch ein bisschen Werbung in eigener Sache: ganz lieben Dank an meine Familie und meine Freundin Susanne für die Fotos. Susanne ist übrigens eine kleine Künstlerin und wer mehr von ihr sehen möchte, kann gern mal auf ihrem Instagram vorbeischauen. Mehr von mir und meiner Wahlheimat Irland gibt es auf meinem eigenen Blog: www.daslebenistgruen.com.